Ein Interview mit Kerstin Fischer
Kerstin Fischer unterrichtet Studierende des Studienganges Wirtschaftsinformatik an der Hochschule Heidelberg (SRH) im ersten Studienjahr. Die Studierenden sollen ERP-Anwendungen für die Unternehmen von morgen entwickeln. An fünf Tagesseminaren lernen die Studierenden des 1. Semesters eine Cloud ERP Lösung am Beispiel von NetSuite und die Hauptprozesse eines Unternehmens kennen.
“Und wie das geht!”, lacht die Lehrbeauftragte. “Es ist eine tolle Herausforderung, der ich mich gerne stelle. Ich freue mich jungen Leuten ganz praxisnah einen Einstieg in die Welt der ERP-Software zu bieten. Die SRH legt Wert auf die Verbindung von Theorie und Praxis. Das praktische Erleben der Vorzüge eines Cloud ERP Systems direkt in NetSuite prägt sich nachhaltiger ein. Die Studierenden lernen so von Beginn an die Bedürfnisse der Kunden kennen. In dem Seminar gebe ich eine kurze theoretische Einführung und dann geht es gleich in die Praxis: Ihr wollt ein Unternehmen gründen. Welche Ressourcen braucht ihr? In den Gruppenarbeiten kristallisiert sich schnell heraus: Was muss eine Software können, um die Kundenbedürfnisse zu erfüllen.
Für mich ist es wichtig, dass die Studierenden die ERP – Grundstrukturen verstehen: Was benötigt ein Unternehmen? Wie kann ich meine Ressourcen steuern? Wie greifen Einkauf und Verkauf ineinander? Und was ist eine Bilanz und wofür benötigt man eine Gewinn- und Verlustrechnung?
Grunderfahrungen in der Buchhaltung machen wir ja praktisch täglich beim Blick ins Portemonnaie: Wie viel Geld habe ich? Was brauche ich? Wie komme ich daran? Wenn die Studierenden von Anfang an verstehen, welche Probleme die Anwendung lösen muss, umso erfolgreicher können sie als Entwickler arbeiten.
Die Studierenden erfahren bereits in einem frühen Stadium ihrer beruflichen Ausbildung das Verständnis von ERP Konzepten. Wir diskutieren z.B. Stammdaten und deren Bedeutung. Wenn die Studierenden dann ein Produkt für eine reale Kundensituation inklusive der Grunddaten für den Einkauf, Verkauf und deren Bestandsführung wie die Produktbezeichnung, Mengeneinheit und Preis usw. pflegen, wird sehr schnell klar, dass einmal erfasste Daten in verschiedenen Bereichen zur Verfügung stehen. Man muss die Daten nur einmal pflegen und dann stehen sie im gesamten Unternehmen zur Verfügung.
Das Konzept eines integrierten End-2-End Geschäftsprozesses wird sehr transparent, sobald Studierende versuchen, ein Produkt zu verkaufen, das bisher noch keinen Bestand aufweist. Die Studiengangsleiterin für Wirtschaftsinformatik Prof. Dr. Anke Schuster ist begeistert von der praxisrelevanten Vorlesung und plant bereits eine Erweiterung der Vorlesung für das kommende Wintersemester 2020.
Grunderfahrungen in der Buchhaltung machen wir ja praktisch täglich beim Blick ins Portemonnaie: Wie viel Geld habe ich? Was brauche ich? Wie komme ich daran? Wenn die Studierenden von Anfang an verstehen, welche Probleme die Anwendung lösen muss, umso erfolgreicher können sie als Entwickler arbeiten.
Das ist gar kein Problem, im Gegenteil. Eine Cloud-Lösung wie NetSuite ist einfach zu handhaben. Es braucht nur eine tragfähige Internetverbindung und los geht’s! Die Studierenden können direkt online in der NetSuite Cloud arbeiten – und vor allem praktische Herausforderungen kennenlernen. Ich habe schon vor 15 Jahren in den USA an der Bentley University online unterrichtet. Für mich ist der größte Vorteil im Online-Teaching, dass ich mich individueller um Studierende kümmern kann. Allerdings kommen nicht immer alle zu einer Online-Sitzung (sie lacht).
Übrigens ist es seit kurzem möglich, dass jeder Studierende ein eigenes NetSuite System (also eine eigene Firma) bzw. mehrere Studenten in einem NetSuite System eine Firma gemeinsam bearbeiten. So können sie gemeinsam eine ERP-Lösung für eine fiktive Firma aufbauen. Mit den verschiedenen Bereichen und Zuständigkeiten: Einkauf, Verkauf, Controlling. Dann müssen sie wie in einer realen Firma miteinander interagieren und Integration Live erleben.
Genau, ich gebe immer gerne das Beispiel aus meinem Studium Eisenbahnbau. Da mussten wir auf das Versuchsfeld und Signaleinstellungen lernen: Wann fährt der Zug? Wie schnell fährt er? Eine Person gab das Signal “Losfahren”, dann mussten die anderen schnell reagieren und das Stellwerk bedienen, Signale und Weichen einstellen. Ich musste wissen: Wie schnell fährt Zug A und Zug B – und vor allem wohin? Jetzt passiert das zwar nicht mehr manuell, sondern digital – aber das Prinzip ist das Gleiche: Ich kann besser auf meine Kunden eingehen, je mehr Wissen ich über ihre Bedürfnisse besitze.
Ich ermutige immer meine Studierenden: Seid offen für Neues, auch nach dem Studienabschluss! Seid mutig! Macht das was Euch Spaß macht – dann stehen Euch alle Wege offen. Ich selbst habe nach meinem Studienabschluss in der Fachrichtung Eisenbahnbau bei der Deutschen Bahn im Controlling gearbeitet und bin so zu ERP-Lösungen gekommen. Und es macht mir immer noch Spaß, den Kunden bei der Bewältigung ihrer betriebswirtschaftlichen Herausforderungen zu helfen.
…dann unterstütze ich Kunden bei der Einführung von NetSuite. Ich unterstütze sie vor allem dabei, ihre eigenen betriebswirtschaftlichen Prozesse in einem integrierten ERP System umzusetzen. Diese Projekte, abhängig von Komplexität, Datenmengen, Schnittstellen, verfügbaren Ressourcen und anderen Faktoren, nehmen oft mehrere Wochen in Anspruch. Es macht sehr viel Spass, mit vielen unterschiedlichen Leuten, Firmen und deren Anforderungen zu arbeiten.